Die "Studienlage"
Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien und Veröffentlichungen zum Thema Wärmepumpeneinsatz in Einfamilienhäuser. Dabei möchte ich gleich zu Anfang auf die beiden wichtigsten Punkte hinweisen:
- Es wurde selten "Ergebnisoffen" geforscht und oftmals werden Grundprinzipien der wissenschaftlichen Arbeit verletzt. Warum? Nun, weil es sich oft um NGOs handelt. Dabei wird eine "Entlarvung" sofort durch Medien und grünem Publikum akzeptiert, wenn die NGOs den fossilen Energieträgern nahe steht. Doch wird selten auf schlechtes Handwerk jener Studien verwiesen, die eine Wärmepumpe schönrechnen.
- Rahmenbedingungen: Unter dem Vorwand, man wolle die Studie für Nicht-Fachpublikum verständlich erklären, werden unzulässige Annahmen gemacht. So wird oft einfach auf eine "Worst Case"-Berechnung verzichtet. Es ist eben etwas anderes, wenn ein perfekt gedämmter Neubau auf den Einsatz einer Wärmepumpe optimiert wurde, man warme Winter annimmt (schließlich wird es "immer wärmer"..?) oder den Mittelwert unterstützender Solarenergie einrechnet statt die in der Heizsaison saisonal vorhandene, tatsächliche Unterstützung.
"Kostenfalle Ölheizung!" - Intention mal nachzurechnen.
Parolen werden laut, die eine einzige Aussage treffen:
"Unsere Bürger rennen, wenn sie noch weitere Jahre auf eine Ölheizung setzen, in eine immense Kostenfalle!"
Ich will jetzt nicht auf Heller und Cent genau nachrechnen, was das genau bedeutet. Ich will anhand einer kurzen Überschlagsrechnung plausibilisieren, ob zum einen diese Aussage stimmt oder zum anderen eine Wärmepumpe auch vor Exitus meiner Ölheizung eine eventuell sogar notwendige Alternative darstellt?
Faktenlage
Zuerst: Was verballern wir so an Heizöl. Nun: Pro Jahr werden 2000 Liter fällig. Wir schränken uns, trotz wenig effizienter Ölheizung (keine Brennwerttechnik, Blaubrenner Raketenbauweise) nämlich bereits ein und unser Haus ist in einigen Teilen bereits energetisch saniert.
Was bedeutet das an Heizenergie? Ein Liter Heizöl bedeuten aufgerundet 10 kWh Heizenergie. Macht einen Bedarf unsererseits incl. Warmwasserbereitung von 20.000 kWh Heizenergie.
Was kostet so eine kWh Energie? Das hängt davon an, wann wir es betrachten. Vom Strom her kann gesagt werden: 40 Cent, billiger wird es nicht und einen Teil vom Preis ist immer die durch Deutschland penibel vorangetriebene Besteuerung von CO2:
Heute kostet die Tonne CO2 30€.
Bis 2025 steigt sie auf 45€ an.
Danach wird ein Preiskorridor von um die 65€ verlangt, sagen wir und runden mal auf: 70€.
Heizöl: Eine Tonne CO2 werden emittiert, wenn 3700 kWh Heizöl umgewandelt werden.
Erdgas: Eine Tonne CO2 entstehen durch Verbrennung von 5000 kWh Erdgas.
Flüssiggas: Eine Tonne CO2 entstehen durch Verbrennung von 4170 kWh Flüssiggas.
Die Ölrechnung als Überschlag:
Definitiv verbrauche ich 2000 Liter Heizöl. Ein Liter hat aufgerundet 10 kWh Energieinhalt. Ich benötige also 20000 kWh pro Jahr... okay. Passt soweit. Wie viel Liter Heizöl muss man so grob über den Daumen verbrennen, um eine Tonne CO2 zu emittieren? Google weiß es: 370 Liter Öl sind das Äquivalent von einer Tonne CO2.
Meine 2000 Liter ergeben also: 5,5 Tonnen CO2 pro Jahr.
Wenn eine Tonne CO2 von mir aus mit 100€ bespaßt würde, so zahlte ich 550 Euro mehr im Jahr.
Bei einem Preis von 2000 Euro heute kämen wir auf rund 2500 Euro stattdessen in der Zukunft. Macht so um die 30% mehr.
Wo genau liegt hier die Kostenfalle Öl?!
Es wird teurer, aber es explodiert hier nichts.
Nun die rein ökonomische Rechnung mit der Wärmepumpe
Eine kWh Strom kostet 40 Cent. Ob dies so bleibt?
Die Überschlagsrechnung zur Wärmepumpe
Die Jahresarbeiteszahl ist hier interessant und sie kann erstmal nur angenommen werden. Was man weiß, dass ist die COP-Zahl. Also: Einmal macht die Wärmepumpe aus einer kWh theoretisch "COP" viel Wärme und am Ende des Jahres steht die Rechnung mit "JAZ" mal Elektrischer Verbrauch zu Buche.
Hä? Schauen wir mal... Viessmann Wärmepumpe für den typischen "Mittelbau" wie meinen. Also: Nicht so richtig Altbau (Fachwerkhaus oder Ziegelhütte) und auch nicht so ein Nullenergiehausding. Gehen wir mal das Risiko ein und unterdimensionieren: eine 10kW Wärmepumpe für 11.000€ ohne Einbau und Co. hat eine COP von 5.3. Coeffizient of Performance ist schön und gut... und wenn es im Winter kalt ist? Dann sinkt das, teils dramatisch. Und nu? Best-Case und Worst Case.
Im Worst Case müsste das Teil eine JAZ von 2,5 sicherlich schaffen und im Best-Case könnte es gegen 4 gehen. Meine Rechnung:
Ich benötige 20.000 kWh Energie, die JAZ beträgt im BEST CASE 4, bleiben elektrisch zu berappen: 5000 kWh zu je 40 Cent macht das 2000€. Huch? sowas. Okay - Das zahle ich heute auch. Morgen aber zahle ich 2500€ scheint ein guter Deal zu sein... ähh: Na ja.
Die Wärmepumpe kostet 11.000€ plus Einbau. Wir landen bei 20.000 Euro... ginge es nicht um die Umwelt, so würde ich mit meiner alten Anlage 40 Jahre weiterheizen können, bis sich der Umbau refinanziert hat.
WORST CASE Kosten
So, nun der WORST CASE: Wenn es kalt ist, der Warmwasserbedarf steigt oder, oder oder... also die Vorlauftemperatur hoch muss, oder das Delta groß sein muss - Dann sinkt die Effizienz und zwar auf JAZ 2,5. Wir landen dann wie folgt: In schlechten Jahren, ein Strompreis von 40 Cent vorausgesetzt, kostet mich das Wärmepumpenheizen dann 3200 Euro im Jahr. Das sind 1200 Euro über heutigem Ölpreis und in Zukunft fast 700 Euro über den Ölpreis inklusive CO2 Aufschlag 2026+!
Einfluss von Solaranlagen überschätzt und teuer!
"Aber durch eine Solaranlage...." - Die mit 30.000 Euro dann nochmal ins Gewicht fiele? Denn die "Popelanlagen" von 9,9kWp liefern dann, wenn ich im Winter heizen will, nicht mehr nennenswert Energie, schauen wir mal:
Während in einem Praxisbeispiel mit den 9,9kWp in Niedersachsen im Juni 1200 kWh Solar geerntet werden können, man aber bei 30° im Schatten nicht heizt, sind es im Januar nur noch 200 kWh, die pro Monat zur Verfügung stehen. Damit betreibt man keinen Tauchsieder keiner Wärmepumpe.
Die Höchstleistung von Solaranlage und Wärmepumpe sind zeitlich diametral - Hat man genug Solar, braucht man nicht heizen. Will man heizen, scheint die Sonne nur kurz und die Energie fällt in einem sehr flachen, also ungünstigen Winkel auf die Solarzellen.
Wer warnt oder rechnet eigentlich mal die Gefahr durch, die explodierende Strompreise für unser Land haben?
Ich vermisse neben der allgegenwärtigen "Kostenfalle ÖL" die Warnung vor der KOSTENFALLE STROM!
e.